Was mit dem Bau der Papst-Harley und unserer Friedensfahrt nach Rom im Jahr 2019 begonnen hatte, ist mittlerweile zum Dauerprojekt und für einige von uns zur Lebensaufgabe geworden.
Die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021:
Eine unbeschreibliche Flutwelle von nie gekannter Zerstörungskraft rauscht vom südlichen Nordrhein-Westfalen kommend über Bad Münstereifel in das pittoreske rheinland-pfälzische Ahrtal - einer der renommiertesten Weinregionen Deutschlands. Pegelstände von teilweise 10 Metern eines kleinen Flüsschens mit normalerweise durchschnittlich 80 cm Tiefe sorgen für ein Chaos, das beispiellos ist. 134 Menschen sterben in den Fluten, über 3000 Häuser werden beschädigt - fast 500 komplett weggerissen, Tausende Tiere sterben, 40.000 Fahrzeuge werden beschädigt oder zerstört und von den rund 56.000 Bewohnern des Ahrtals verlieren etwa 17.000 Menschen ihr gesamtes Hab und Gut. Die komplette Infrastruktur ist defekt: Straßen, Brücken, Kanalisation, Strom- und Wasserversorgung.
Bereits 14 Tage nach der Katastrophe steht die "Kanone der Nächstenliebe" in der Zentrale der Jesus Biker - wir haben sie dem niedersächsischen Katastrophenschutz abgekauft. Die ersten PRAY, EAT & HELP Suppenaktionen mit der Gulaschkanone generieren Spendengelder und Anfang August geht unser erster Hilfstransport über die Feldpost der Bundeswehr ins Ahrtal: Bargeld und ein Nutzfahrzeug voll mit Werkzeugspenden.
Tom und Yilmaz sind die ersten Jesus Biker, die das Grauen der Verwüstung mit eigenen Augen sehen und arbeiten im August ein paar Tage als freiwillige Fluthelfer mit. Im September folgt Pressesprecher Markus nach, der seitdem regelmäßig jeden Monat ein bis zwei Wochenenden im Ahrtal anpackt und auch Teile seines Jahresurlaubs opfert, um die Arbeiten vor Ort zu unterstützen. Insgesamt vier Hilfstransporte mit Sach- und Geldspenden konnten wir mittlerweile an die Ahr bringen. Seit November ist auch Jesus Biker Berti regelmäßig als ehrenamtlicher Verputzer und Handwerker für alle möglichen Arbeiten im Tal tätig und mit Ollie und Matz konnten sich zwei weitere Brüder ein Bild von den unglaublichen Zuständen machen, die nach acht Monaten immer noch furchteinflößend und deprimierend sind.
Nach fast einem Dreivierteljahr sieht es an vielen Stellen noch immer wie in einem Kriegsgebiet aus. Die Menschen sind Jahre davon entfernt, wieder so etwas wie eine schöne Heimat mit funktionierender Infrastruktur zu haben. Spendengelder und Hilfsfonds der Regierung kommen nicht an und die wachsende Bürokratie der mittlerweile wieder aus dem Dornröschenschlaf und der Schockstarre erwachten Lokalpolitik tragen ihren Teil dazu bei, dass es sehr schleppend vorangeht und immer mehr Bürgerinnen und Bürger den Kampf aufgeben, weil sie es psychisch, emotional und finanziell nicht mehr schaffen.
Wir werden hier weiterhin aktiv bleiben und die Leute im Ahrtal nicht hängen lassen! Schlimm genug, dass das Drama bundesweit praktisch aus den Köpfen der Bürgerinnen und Bürger verschwunden zu sein scheint und im medialen Geschehen neben Covid-19 und dem Ukraine-Krieg fast gänzlich untergeht.
Viele der Gebäudefotos in der nachfolgenden Bildergalerie sind aus dem Januar 2022! Sie zeigen den momentanen Zustand am Beispiel Altenahr und Mayschoß, stellvertretend für die vielen Orte im Tal. Bis auf das Bild mit dem gelben Feldpost-Bus und den Bildern mit Berti und/oder Markus sind die gezeigten Personen allerdings keine Jesus Biker, sondern andere engagierte Freiwillige aus ganz Deutschland. Zum Vergrößern wie immer ANKLICKEN!